Ein Haus in Ninh Hoa

Am So, 29.1. als Matinèe (11:00 Uhr / 6 € inkl. 1 alkoholfreiem Willkommensgetränk)

Das alte Haus der Familie Le liegt inmitten von Feldern am Rande der Kleinstadt Ninh Hoa, unweit der Südküste Vietnams. Ein von Frauen geführter Haushalt, weder reich noch arm, mit Hühnern hinter der Küche und Blick auf die umliegenden Reisfelder.

Im Alltag der Hausbewohner wird die ungewöhnliche Konstellation der Familie sichtbar, in der das 20. Jahrhundert deutliche Spuren hinterlassen hat und Deutschland einen wichtigen Referenzpunkt markiert:

Ein Teil der Familie lebt seit über 40 Jahren in der Nähe von Bonn, während der andere Teil der Familie in Ninh Hoa geblieben ist. Die Familiengemeinschaft umfasst anwesende und abwesende Verwandte gleichermaßen und erstreckt sich bis in die Welt der Geister.

Das Leben dreier Brüder zeigt die Pfade der Geschichte: Der älteste wurde in den frühen 1970er Jahren als Diplomat an die Botschaft der Republik Vietnam in Bonn berufen. Bei Kriegsende 1975 existierte das Land, dessen diplomatischer Vertreter er war, nicht mehr, und er blieb mit seiner Familie in der BRD. Der zweite Bruder wurde Soldat und verschwand in den Wirren der letzten Kriegstage. Seine Überreste wurden nie gefunden. Der dritte wurde nach Ende des Krieges in ein Umerziehungslager geschickt. Heute ist er der einzige männliche Bewohner des Hauses in Ninh Hoa.

Nicht weit entfernt vom Haus der Familie – an der Nationalstraße, die die Hauptstadt Hanoi mit Saigon, der ehemaligen Haupstadt Südvietnams, verbindet – steht das »Palmenhaus«. Die Kinder des nach Deutschland ausgewanderten Bruders haben es für ihre Eltern bauen lassen, obwohl diese sich nie dazu entschließen konnten, nach Vietnam zurückzukehren.

Im Sommer 2014 kommen zwei Besucher aus Deutschland in das Haus der Familie in Ninh Hoa: Die älteste Tochter will über den Verkauf des Palmenhauses entscheiden, Zeit mit ihren Verwandten verbringen und nach alten Briefen aus Deutschland suchen. In der Zwischenzeit landet ihr Bruder in Hanoi mit der Absicht, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Familiengeschichte zusammenzuführen. Er kontaktiert ein Geistermedium, das ihm bei der Suche nach dem verschollenen Onkel helfen soll. Solange dessen Gebeine nicht im Familiengrab beigesetzt werden, bleibt der Onkel ein »hungriger Geist«, der sich nach seinem Zuhause sehnt.