Metropolis

Fr, 9.9 / 20:00 Uhr / Eintritt: 10 € - erm. 9€ mit ZAC-Rabatt €

Elektronische Sounds statt Orchesterpathos: Der Musiker und Klangkünstler Michael Ammann kreierte für METROPOLIS EINE 5.1. - Surroundvertonung für die restaurierte Fassung von 2010. Fritz Lang bahnbrechender Filmklassiker lässt sich so ganz neu erleben. 

"2006 hat mich der Lehrstuhl Multimediakommunikation und Signalverarbeitung der Universität Erlangen/Nürnberg mit der
Vertonung einzelner Szenen des Stummfilms Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahre 1927 beauftragt. Wir kamen
überein, das sich der Film mit seinen bildgewaltigen und architektonischen Darstellungen hervorragend eignet, um ihn mit
den raumakustischen Möglichkeiten der Wellenfeldsynthese zu erforschen. Zudem konnte ich mir gut vorstellen,
Stimmung, Stilistik sowie suggestive Kraft des Films mit meinem Arbeitsweise im Bereich der abstrakten Klangkunst zu
einer ausdrucksstarken Symbiose zu vereinen. "
"Meine Komposition soll das düstere und kühle Design und die entrückt-traumwandlerische Welt der Fiktion Metropolis,
unter Berücksichtigung, der, für einen Stummfilm der damaligen Zeit typischen, übertriebenen Theatralik, krieseligen
Bildqualität und schwarz/weiß Bildkunst unterstreichen. Eine Vertonung des Films darf vordergründig nicht ”neu” bzw.
"rein/sauber", im Sinne der soundtechnischen Mittel moderner Aufnahmeverfahren, klingen. Die Einbeziehung digitaler
Artifakte und Übersteuerungen mit Hilfe spezieller Filter dienen dieser Prämisse. In diesem Sinne arbeite ich mit
sogenannten UKO's (undefinierbare Klangobjekte), was bewirkt, daß die Identifizierung einer Klangquelle vielfach
interpretativ ist.
Nach der Präsentation meiner Werkschau im Babylon Kino im Jahr 2009, einer Zwischenschau der noch unfertigen
Vertonung, überarbeitete ich bis Ende 2010 die Tonspur erneut und integrierte das „gesprochene Wort“ als weiteren
klanggestalterische Größe, denn unter Berücksichtigung meiner Intention, Metropolis – Tonfilm im Surround Format, war
es mir ein Anliegen, auch die Dialog Sequenzen, zu überdenken. Ich unterlegte die Lippenbewegungen mit wortähnlichen
Fragmenten, die ich entsprechend filterte, sodaß es sich anhören sollte, als ob es damals wirklich eine Tonaufnahme gab,
nur leider von sehr schlechter Qualität und oft auch gar nicht vordergründig hörbar. Die Lippenbewegungen sollten
akustisch konrastreicher geschärft und dadurch emotionstragender werden.
Aber ist gibt auch eine inhaltliche Dimension, die die Dramatik der Handlung des Films aufgreift. Die Stimmen der Arbeiter
schieben sich von anfänglicher Hintergründigkeit in den Vordergrund, so als ob das geknechtete Volk immer mehr
Stimme bekommt und Sprache als Mittel der Verständigung und somit die Verständigung der Ober- und Unterwelt nun
möglich ist und mit der Revolution das Schweigen gebrochen wird. Maria allerdings, sollte bis auf wenige Schlüsselmomente,
frei von hörbarem Wort bleiben, ihr Gestus und ihre 'reine Gesinnung’ sollten ausreichen.
2016 kam es zu einer weiteren akustischen Überarbeitung, da der Film um die in Argentinien gefundenen Szenen ergänzt
wurde und nun nahezu vollständing in seiner Urfassung ist. Auch hierbei versuchte ich nicht nur auf den Inhalt, sondern
auch auf die Bildqualität, die sich trotz Restaurierung stark von der Version aus dem Jahre 2003 unterscheidet,
einzugehen. (Michael Ammann, 2008/2010/2016)